Kaffee, Instagram und Gott

Schulseelsorge am Gymnasium Mariengarden
ein Interview mit André Kulla OMI

André Kulla am Tag seiner Ewigen Profess zusammen mit P. Jens Watteroth

André Kulla OMI ist seit 2014 Oblate. Vor wenigen Monaten hat er seine Ewigen Gelübde abgelegt und die Diakonenweihe empfangen. Im Jahr 2019 hat er sein Studium beendet und ist nun seit einem Jahr Schulseelsorger an unserem Gymnasium Mariengarden in Burlo.

Was macht ein Schulseelsorger eigentlich den ganzen Tag?

Naja, ich bin für die Gottesdienste zuständig, die wir mit der ganzen Schule oder einzelnen Klassen feiern, ich koordiniere das Team für die Schulseelsorge, zu dem auch die Oblatinnen gehören, bin bei wöchentlichen Treffen mit den Gruppen der OMI-Kids und OMI-Jugend dabei, bereite Posts für Instagram vor oder drehe auch mal ein Youtube-Video. In manchen Zeiten des Jahres bieten wir ein Morgengebet für die Schülerinnen und Schüler an und haben noch ganz verschiedene besondere Projekte, wie einen Krippenwettbewerb und vieles mehr.
 Und manchmal machen wir auch etwas, was auf den ersten Blick gar nichts mit Seelsorge zu tun hat. Während der Abiturprüfungen haben wir zum Beispiel einfach Kaffee ausgeschenkt und etwas zum Naschen verteilt. Uns geht es vor allem auch darum, einander zu begegnen und ins Gespräch zu kommen.

Was von diesen vielen Dingen machst du am liebsten?

Am liebsten feiere ich Gottesdienste mit den Jugendlichen, daran habe ich wirklich Freude und dabei fühle ich mich einfach wohl, weil es mir wichtig ist, gemeinsam zu beten, und ich den Schülerinnen und Schülern gerne einen guten Gedanken mitgeben möchte.

Was war in deinem ersten Jahr als Schulseelsorger das Erlebnis, das dich am meisten überrascht hat?

Überraschend war natürlich die Coronakrise und die Situation, dass plötzlich keine Schüler mehr da sind. Damit hat keiner gerechnet. Aber daraus ist zum Beispiel entstanden, dass wir angefangen haben, unsere Morgengebete auf Youtube anzubieten, Instagram noch mehr zu nutzen und mit den Schülerinnen und Schülern auch über Zoom in Kontakt zu bleiben.

Die Oblaten sind Missionare. Was bedeutet es für dich, als Missionar an einer Schule tätig zu sein?

Ich denke, ein Missionar ist jemand, der gesandt ist, der eine Mission hat. Und meine Mission ist es, die Schüler mit Gott in Kontakt zu bringen. Ich bin überzeugt, dass Gott im Leben der Schüler schon da ist und dass es meine Aufgabe ist, die Neugier für Gott zu wecken. Mission ist keine Einbahnstraße, sondern immer ein Dialog. Für mich ist es wichtig, offen zu sein, zuzuhören, herauszufinden, was die Jugendlichen bewegt und beschäftigt.
Übrigens sind wir nicht nur für die Schülerinnen und Schüler da, sondern auch für die Eltern und die Lehrer.

Was hast du im letzten Jahr gelernt?

Ich glaube, ich habe sehr viel von den Schülern gelernt. Überhaupt habe ich erstmal die Lebenswirklichkeit der jungen Leute kennengelernt. Also, was ihre Fragen und Probleme sind und was eben nicht.

In einem Satz zusammengefasst, was möchtest du den Schülerinnen und Schülern gerne mitgeben?

Der Glaube an Gott ist etwas Schönes und er bereichert dein Leben, egal wie alt du bist und egal wer du bist.

Schenk mir deine Zeit

Seit zwei Jahren gibt es unser soziales Projekt „Schenk mir deine Zeit“ für Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Klassen. Einmal im Monat besuchen wir eine Wohngemeinschaft für demenziell veränderte und pflegebedürftige Menschen hier bei uns in Burlo. Unsere Mission: mit den Hausbewohnern vor Ort Zeit verbringen. In der Regel spielen, singen oder basteln wir gemeinsam mit den älteren Menschen oder wir gehen mit ihnen spazieren. Bingo ist mit Abstand das beliebteste Spiel. Anschließend sitzen wir oft noch bei Kaffee und Kuchen mit den Seniorinnen und Senioren zusammen und unterhalten uns mit ihnen. Leider musste unser Besuchsdienst im März mit Beginn der Coronapandemie unterbrochen werden. Aber unsere Schülerinnen und Schüler haben dann einfach von zuhause aus kreativ ihre Zeit verschenkt, indem sie Osterkarten für die Bewohner gebastelt haben.

In den Herbstferien 2019 haben wir unser Projekt zu „Schenk mir deine Zeit XXL“ ausgeweitet. Mit einer kleinen Gruppe von Schülerinnen sind wir in das Bonifatiuskloster nach Hünfeld gefahren. Direkt gegenüber dem Kloster befindet sich eine Seniorenresidenz. Wir besuchten dort einige der neun Wohngemeinschaften und verschenkten unsere Zeit an die Bewohnerinnen und Bewohner. Leonie, eine Schülerin, fasst ihre Erfahrung so zusammen: „Hünfeld war für mich ein sehr schönes Erlebnis, weil man neue Freunde finden konnte (egal ob jung oder alt). Mein Highlight war der persönliche Erdkundeunterricht mit einer der Seniorinnen als Lehrerin. Für viele Schülerinnen war die Zeit, die sie mit den Bewohnerinnen und Bewohnern verbrachten, sehr bewegend, vor allem die Geschichten und Schicksale jedes Einzelnen. Neben den Besuchen in der Seniorenresidenz lernten wir auch Kloster und Umgebung besser kennen. So besuchten wir die Gedenkstätte „Point Alpha“, einen ehemaligen US-Stützpunkt der damaligen innerdeutschen Grenze, und erfuhren so einiges über die Zeit der Teilung Deutschlands. In Fulda lernten wir den Apostel der Deutschen, den heiligen Bonifatius, besser kennen. Emma fasst ihre Erfahrung der Tage so zusammen: „Hünfeld war für mich eine einzigartige Erfahrung, weil man so viel Schönes und Besonderes erlebt hat. Mein Highlight an diesen Tagen waren der Besuch im Seniorenheim und die Fahrt nach Fulda.“

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